VOLLMOND 1-2024

18 VOLLMOND 1/2024 Keller für seine Laster herzu- richten. Jetzt gibt es Sammler, die horten ihre Schätze, nehmen sie womöglich gar nicht aus der Verpackung und hoffen, dass das Zeugs irgendwann einmal viel wert wird. So ei- ner ist Franz Eichridler nicht. Seine Laster haben keine Ver- packung mehr, werden oft aus der Vitrine genommen und werden auch modernisiert. Was das heißen soll? „Ich bringe meine Modelle auf den neuesten Stand. Wenn bei den originalen Fahrzeugen die Rücklichter größer werden, dann baue ich auch meine Modelle um“, sagt der Franz, der momentan damit beschäf- tigt ist, allen Tankfahrzeugen orange Drehlichter auf der Rückseite zu verpassen. Weil das seit einiger Zeit auch bei den riesigen Tankwagen auf der Straße vorgeschrieben ist. Das ist eine ganz feine Arbeit, bei der du nicht nur einen kleinen Feinhaarpinsel und eine ruhige Hand sondern auch ganz viel Gefühl und noch mehr Zeit brauchst. Und so passiert es immer wieder, dass der Franz ganze Tage bei seinen Lastwagen im Keller verbringt. An diesen Tagen ist dann im ganzen Haus die Musik von „Truck Stop“ zu hören. Weil welche Lieder würden besser zu 1.400 Las- ter passen? Bei so viel Begeisterung für Lastautos drängt sich schon die Frage auf, ob der Franz in seinem Leben vor der Pen- sion nicht vielleicht ein Fern- fahrer war. Oder mit einem großen Betonmischer gefah- ren ist oder gar mit einem Bierwagen? Nein, das hat der Franz nicht getan. Aber mit Lastwa- gen ist er trotzdem schon als kleines Kind in Berührung ge- kommen. Die Eltern haben in St. Lorenz immer wieder Las- terfahrern ein Nachtquartier geboten. Die schweren Brum- mer dieser „Schlafgeher“ sind dann vor dem Haus gestanden und der kleine Franz ist rund- um geschlichen, wie um ei- nen Christbaum. Mit offenen Mund und staunenden Au- gen. Und so kannte er schon bald alle schweren Fahrzeuge in- und auswendig: dreiach- siger Henschel mit riesiger Schnauze. MAN mit Anhän- ger. Magirus-Deutz mit luft- gekühltem Dieselmotor oder als Rundhauber. Steyrer der 300-Serie oder die imposan- ten Langhuber von Mercedes die immer öfter auch mit Sat- telzügen vor dem Haus der Eichridlers zur Nachtruhe ab- gestellt wurden. Wen die Sammlerleiden- schaft einmal gepackt hat, der ist ein Leben lang davon infi- ziert. Bei Franz Eichridler ist das nicht anderes. Obwohl, seine ganz wilden Jahre sind vorbei. Sagt er zumindest. Und meint damit, dass er nicht mehr jedem Modell hin- terherjagen muss. Vor allem nicht um jeden Preis. Aber wenn ihm ein Schnäppchen unterkommt, kann er nicht nein sagen. Und das wird auch in Zukunft so bleiben. Rupert Lenzenweger Sauber aufgereiht stehen Franz Eichridlers Modell-Laster in den Vitrinen. Bild: August Schwertl „Wenn gebastelt wird, höre ich dazu die Musik von Truck Stop“ Franz „Sik“ Eichridler „Dreiachsige Henschel, langschnauzige MAN oder die ersten Sattelzüge von Mercedes. Schon als Kind kannte ich alle Laster der Schlafgeher“ Franz „Sik“ Eichridler REPORTAGE aus dem Mondseeland

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